Nisthilfen für Insekten
Wenn von Bienen die Rede ist, denken die meisten Menschen in erster Linie an unsere Staaten bildende Honigbiene. In Mitteleuropa finden sich über 500 meist als Einsiedler lebende Wildbienenarten wie die Sand-, Seiden-, Furchen- oder Blattschneiderbiene. Die Weibchen dieser Solitärbienen errichten für sich allein, kleine häufig röhrenförmige, mehrzellige Nester im Boden, in hohlen Stängeln, in morschem Holz, verrottenden Pflanzen oder Mauerritzen. In die Brutkammern werden Eier abgelegt und Nahrung für die Nachkommen – Pollen und Nektar – eingetragen.
Die Wildbienen schließen Bestäubungslücken
Auch wenn Wildbienen nicht die Popularität der Honigbienen genießen, leisten sie wichtige, ja unentbehrliche Bestäubungsdienste. Während die Honigbienen auf Grund ihrer Blütenstetigkeit in erster Linie an „Massentrachten“ interessiert sind, werden von der Wildbiene von der Honigbiene vernachlässigte, oft seltene oder gefährdete Arten bestäubt. Weitab von Bienenständen stellen die Wildbienen mit einem Anteil von über 80 % der Blütenbesucher zusammen mit Hummeln die wichtigsten Bestäubungsinsekten von Wild- und Kulturpflanzen dar. Mittlerweile werden bestimmte Bienenarten mit großem finanziellem Aufwand vermehrt und für den gewerblichen Anbau eingesetzt. Auch bei Kulturpflanzen wie Beerensträucher, Gurken, Tomaten und Futterleguminosen rekrutieren sich wichtige Bestäuber aus den Reihen der Wildbienen.
Die Bestände der Wildbienen haben in den letzten Jahrzehnten rapide abgenommen. Ihr weiteres Überleben ist nur dann gesichert, wenn sie auch in einer viel strapazierten Kulturlandschaft ausreichend Nahrung, Brut- und Überwinterungsplätze finden.
Bereitstellen von Nisthilfen
Hartholzblöcke oder Astabschnitte, Holzbeton oder Klinkersteine und mit Lehm oder Ton gefüllte größere Kästen kann man durch unterschiedliche Bohrungen (Weite 3 – 8 mm, Tiefe 4 – 10 cm) mit Niströhren versehen und an sonnigen, trockenen Orten aufstellen. Hohlstangfalzziegel, in Lochziegel gesteckte Röhrchen von Schilf oder Bambus, in Konservendosen regensicher eingebrachte Pflanzenstängel können den Wildbienen wertvollen Wohn- und Brutraum bieten. Zu beachten ist, dass die Brutröhren am hinteren Ende geschlossen sind, was beim Schneiden der Stängel Aufmerksamkeit erfordert. Ebenso ist darauf zu achten, dass alle angebotenen Niströhren frei von Splittern sind, damit sich die Insekten an den Flügeln nicht verletzten. Nadelholz ist daher nicht geeignet. Den Bewohnern markhaltiger Stängel kann man gebündelte Zweige von Brombeere, Himbeere, Holunder, Forsythie oder Königskerze anbieten.
Günstig ist es zur Überwinterung der Insekten Stängel stehen zu lassen und diese erst im März abzuschneiden. Für Arten, die in morschem Holz ihre Kinderstube einrichten, sollte man abgestorbene Bäume und andere Totholzstrukturen erhalten.
Wesentlich aufwändiger ist der Bau einer Trockenmauer oder Lehm-Strohwand (Info unter www.gartenbauvereine.org) . Die Beobachtung zeigt, dass markhaltige, stehende sowie hohle liegende Brutröhren bevorzugt werden. Allen wichtig ist der trockene Standort, da sonst die Brut verpilzen und absterben kann.
Für die Bodenbrüter unter den Wildbienen können Sand-, Kies- oder Geröllbeete unter überhängenden Dachvorsprüngen angelegt werden. Ferner sollten Gehwege nicht mit Asphalt oder Beton versiegelt werden, sondern mit einer breit fugig in Sand verlegten Pflasterung versehen werden.
(Bild vom Merkblatt folgt)
Nahrung so wichtig wie Wohn- und Brutraum
Die Wildbienen benötigen Nahrungsangebot in kurzem Umkreis von bis zu 100 m um den Brutraum, während die Honigbienen große Distanzen überwinden können.
Wie die Honigbienen und Hummeln besitzen auch die Wildbienen eine enge Bindung zu Blütenpflanzen. Alle ernähren sich von Pollen und Nektar und tragen diese zur Versorgung ihrer Nachkommen in die Bruträume ein. Die Imagines (fertiges Insekt) decken mit dem Nektar ihren eigenen Energiebedarf während die Pollen im Wesentlichen zur Aufzucht der Larven eingebracht werden.
Mehrere Arten sind dabei sehr wählerisch und auf den Pollen einer bestimmten Pflanze oder Gattung spezialisiert. So sammeln z. B. verschiedene Sandbienen im zeitigen Frühjahr zu über 90% auf Weiden. Schutzmaßnahmen und Verbesserung des Trachtpflanzenangebotes sollten in erster Linie den Spezialisten unter den Wildbienen zu Gute kommen, da diese nicht auf beliebige andere Blütenpflanzen ausweichen können. Ihre Pollenspender finden sich vor allem auf nicht oder nur extensiv genutzten Biotopen:
Trocken-sonnige Standorte (Trockenrasen, Magerrasen, steinige Hänge usw.):
Frühlingsfingerkraut, Rundblättrige Glockenblume, Büschel-Glockenblume. Großer Ehrenpreis, Kugellauch u. a
Sandig-steinige, trockene Standorte (Ödland, Bahndämme, Wegraine, Steingarten):
Knolliger Hahnenfuß, Ochsenzunge, Natternkopf, Gelbe Resede, Ackerglockenblume u. a.
Wechseltrockene, halbschattige bis schattige Standorte (Heckensäume):
Wolliger Hahnenfuß, Platterbse, Zaun- und Vogelwicke u. a.
Feuchte Standorte (Gräben, Feuchtwiesen, Teichrand):
Beinwell, Blutweiderich, Gilbweiderich, Kriechender Hahnenfuß u. a.
Gärten und Balkone:
Malven, Ziest, Gamander, Thymian, Goldlack, Glockenblumen, Ringelblume, Echter Alant, Kugeldistel, Beinwell, Fetthenne, Laucharten u. a.
Literaturhinweise:
- Wolf Richard Günzel: Das Wildbienenhotel
- Werner David: Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen
- Bayer. Landesverband für Gartenbau und Landespflege: Wildbienen – schützen, erhalten, fördern
- Merkblätter über www.gartenbauvereine.org