Fassaden- und Dachbegrünung
Grüne Wände für gutes Klima
Fassadenbegrünungen haben einen ganz besonderen Charme, sie bringen Blüten und Blattwerk direkt ans Haus und haben einen hohen ökologischen Wert. Ob Scheune, Wohnhaus oder Geräteschuppen – vertikale Flächen eignen sich hervorragend für einen grünen Pelz.
Eine lebendige Fassadenbegrünung aus Kletterpflanzen bindet das Gebäude nicht nur auf charmante Art und Weise in die Umgebung ein, sie leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Naturschutz. Kletterpflanzen an Fassaden bieten unzähligen Arten Unterschlupf, Innerhalb der dichten Triebe verbirgt sich so manches Vogelnest. Die Beeren, etwa von Efeu und Wildem Wein sind in der Vogelwelt sehr begehrt. Aber auch Insekten kommen auf ihre Kosten. Sie bieten den nützlichen Spinnen einen warmen und trockenen Lebensraum. Haben sie gewusst, dass der Efeu mit seinen späten nektarreichen Blüten für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten eine äußerst wichtige Nahrungsquelle ist?
Selbst klimmende Pflanzen
Eine lückenlose Fassadenbegrünung gelingt mit sogenannten Selbstklimmern. Das sind Pflanzen, die mit Hilfe von Haftorganen ohne Rankhilfe an der Wand empor klettern. Beeindruckend in seiner leuchtend roten Herbstfärbung ist der Wilde Wein, der mit seinen Blüten und Beeren Insekten und Vögeln wertvolle Nahrung bietet. Die Kletterhortensie schmückt sich mit wunderschönen großen Blüten. Beide sind Laub abwerfend.
Der immergrüne Efeu sorgt rund ums Jahr für eine grüne Wand. Diese wüchsigen Kletterpflanzen sollten aber nur an massiven Fassaden mit intakter Außenhülle gepflanzt werden, da die Haftwurzeln gerne in feuchte Ritzen eindringen und den Putz absprengen können. Bei älteren Pflanzen ist zudem regelmäßiger Rückschnitt nötig, um Dacgtraufe, Dachziegel, Fenster, Lüftungen und Fallrohre von den Trieben frei zu halten.
Für Selbstklimmer wie Wilden Wein, Efeu oder Kletterhortensie sollte man sich nur entscheiden, wenn sie dauerhaft bleiben können.
Nachfolgend geeignete Kletterpflanzen und deren Besonderheit:
1. Wilder Wein:
- Belaubung von Mai – Oktober
- Blüte und Frucht
- keine Kletterhilfe erforderlich
2. Kletterhortensie:
- Belaubung von April bis Oktober
- Blüten
- Rankhilfe nicht erforderlich
3. Blauregen:
- Belaubung von Mai bis november
- Blüte ab Mai
- Rankhilfe nötig
4. Waldrebe:
- Belaubung von April bis Oktober
- Rankhilfe erforderlich
- Blüte im April
5. Waldgeißblatt:
- Belaubung von April bis Oktober
- Rankhilfe erforderlich
- Starker Blütenduft
- Blüten von Juni bis September
6. Akebie:
- vertikale Rankhilfe erforderlich
- geeignet für Fallrohre
- Blüte von April bis Mai
- Im milden Klima wintergrün
Dachbegrünung: Anlage, Pflege, Kosten
Eine Dachbegrünung sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch einen hohen ökologischen Wert.
Die Dachbegrünung ist mehr als ein ökologisches Deckmäntelchen. Die Pflanzen auf dem Dach reinigen die Luft, das Substrat speichert Regenwasser und entlastet die Kanalisation. Im Winter wirkten Dachbegrünungen wie eine zweite Haut und isolieren, im Sommer halten sie die Räume kühl.
Dachdichtungen liegen unter der Pflanzendecke geschützt vor UV-Strahlung, Hagelschlag, Hitze und Kälte. Das Begrünte Dach kann ebenso als begehbare, erholsame Grünfläche konzipiert werden. Der Pflanzenteppich bietet neuen Lebensraum für Insekten und bodenbrütende Vögel.
Dachbegrünung von extensiv bis intensiv
Als extensive Dachbegrünungen bezeichnet man 6 – 20 cm hohe Systeme, die mit robusten, niedrigen Stauden wie Mauerpfeffer oder Hauswurz bepflanzt werden. Sie sind zur gelegentlichen Kontrolle begehbar.
Bei intensiven Dachbegrünungen ermöglichen Aufbauten zwischen 12 und 40 cm Höhe, dass Ziergräser, Stauden Kleinsträucher und sogar kleinwüchsige Bäume wachsen können. Vor der Entscheidung für eine Dachbegrünung muss man die statische Tragfähigkeit des Gebäudes überprüfen lassen. Eine extensive Dachbegrünung bringt rund 40 – 150 kg pro m2 Zusatzgewicht. Intensiv begrünte Flächen beginnen bei 150 kg/ m2.
Aufbau einer Dachbegrünung
Jede Dachbegrünung besteht aus mehreren Schichten. Zunächst trennt eine Lage Vlies das bestehende Dach vom neuen Aufbau. Darüber wird eine wasserdichte Schutzfolie verlegt. Es folgt eine Speichermatte in Kombination mit einer Drainageschicht. Sie dient dazu, einerseits Wasser zu speichern, andrerseits überschüssiges Regenwasser abzuleiten. Ein Vlies als feinporiger Filter verhindert, dass Substratpartikel die Drainage mit der Zeit verstopfen. Für überschüssiges Regenwasser ist ein abgedichteter Wasserablauf in der Decke mit Fallrohr erforderlich .
(Bild aus Bremer Dächer: Formen der Dachbegrünung im Überblick S. 13 folgt)
Das speziell gemischte, ungedüngte Substrat für Dachbegrünungen ist leicht und durchlässig. Materialien wie Lava, Bims oder Ziegelsplitt sorgen für optimale Belüftung und Entwässerung, der Humusanteil beträgt nur 10 – 15 Prozent.
Das erforderliche Material sowie die fachliche Information erhalten sie bei entsprechenden Fachfirmen.
Geeignete Pflanzen für die Dachbegrünung
Für extensive Dachbegrünungen haben sich sogenannte Sedum-Mischungen bewährt. Gemeint sind damit wasserspeichernde Pflanzen wie z. B. Mauerpfeffer, Hauswurz oder Steinbrech. Sprossenmischungen hierfür sind im Handel erhältlich. Die beste Zeit für die Aussaat sind die Monate Mai, Juni sowie September und Oktober.
Je höher der Erdaufbau ist, umso mehr Pflanzen gedeihen auf dem Dach. Ab einer 15 cm starken Schicht gedeihen Ziergräser wie Schwingel, Segge oder Zittergras, ebenso genügsame Stauden wie Küchenschelle, Silberwurz oder Fingerkraut. Auch hitzeverträgliche Kräuter wie Salbei, Thymian und Lavendel können auf dem Dach gepflanzt werden.
(Graphik: Pflanzenauswahl für extensive Gründächer aus Bremer Dächer – S. 22 folgt)
Pflege der Dachbegrünung
In den ersten 4 Wochen nach Aussaat sollte man mehrmals pro Woche gießen, um das Anwachsen zu fördern. Danach beschränkt sich die Pflege auf 1 – 2- maliges Unkrautjäten pro Jahr; vor allem Baumsamen von Birken müssen regelmäßig entfernt werden, damit ihre Wurzeln nicht in die Drainageschicht hineinwachsen.
Dachbegrünung lohnt sich
Wer ältere Gebäude saniert und dabei Dachbegrünung einsetzt, kann diverse Förderprogramme wie z. B. „Wohnraum modernisieren“ nutzen, die über die KfW günstige Finanzierung bieten. Dachbegrünung wird bei vielen Gemeinen als Entsiegelungsmaßnahme gewertet und mit günstigeren Abwassergebühren honoriert.
Das Dach als Habitat
Die Dachbegrünung wirkt als UV-Schutz der Abdichtung, verbessert das Raumklimas, dämmt das Gebäude, speichert Regenwasser und entlastet damit die Kanalisation, verbessert das Stadtklima und bildet Raum nicht zuletzt als zusätzliches Habitat für Insekten jeglicher Art. Bei Untersuchungen in Großstädten wurden auf begrünten Dächern mehr als 50 verschiedene Honig- und Wildbienenarten gezählt, es kann neuer Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten entstehen, die magere Standorte benötigen. Vögel und Schmetterlinge sind ebenso Nutznießer dieser Anlagen.